“Intelligent spielen aber nicht zu viel nachdenken” – Erfolgsrezepte 2012

Borussia Dortmund feiert Sieg über den FC Bayern München im April. Copyright: KENCKOphotography

Gewiss, es gibt in dieser Saison hervorragende Bundesligamannschaften wie Borussia Dortmund oder Bayern München. Daneben eine Menge von durchschnittlichen oder schlechten Vereinen, die immer ab Abgrund der Bundesliga-Tabelle stehen. Das Mittelfeld teilen sich die Mannschaften, die wohl nicht so genau wissen, wo sie hingehören.

Wodurch lassen sich die Leistungsunterschiede erklären? Kann man ein überzeugendes Erfolgsrezept an bestimmten Kriterien ablesen? Lassen sich Erklärungsmuster identifizieren? Das wäre ja sicherlich zu einfach. Zwar sagt der Volksmund “Geld schießt Tore”, aber wird diese lapidare Erklärung nicht jährlich durch die Realität des Bundesliga-Alltags ad absurdum geführt?

Ok. Fassen wir mal die scheinbaren Erfolgsrezepte zusammen: Teure spielstarke Spieler kaufen; Spieler verpflichten, die in der Vergangenheit viele Tore geschossen haben; Spieler anwerben, die international gespielt haben oder sogar Nationalspieler großer Mannschaften sind. Daneben gibt es die Jugendspieler mit Potenzial, die jeder Verein schon früh an sich binden möchte. Und ganz am Ende zählt Erfahrung. Jede Mannschaft braucht alte Hasen, die den Jungen ein Leitgerüst mitgeben.

Könnten Bundesligavereine sich aber nach diesen Regeln ein Erfolg versprechendes Team zusammenlöten, dann wäre die Bundesliga ein fades Geschäft und der Umsatz an Bundesliga Tickets wäre wohl eher überschaubar. Suchen nicht viele Vereine schon seit Jahrzehnten nach einem Rezept für Erfolg? Und doch kommt es immer wieder anders als gedacht.

Schauen wir uns in dieser Saison mal Borussia Mönchengladbach an. Das Außergewöhnliche: Spieler, die gegen den Abstieg gespielt haben und nur mit Mühe die Relegation in der letzten Saison schafften, haben sich zum Champions League Teilnehmer hochgearbeitet. Das Besondere: Es sind keine anderen Spieler, keine großartigen Neuverpflichtungen hinzugekommen. Nur: Ein neuer und sehr besonderer Trainer hat den Spielern Dinge beigebracht, die du als Verein nicht kaufen kannst.

Grundsätzlich muss festgestellt werden, dass Bundesligaprofis heute alle so gut ausgebildet sind, dass jeder mit dem Ball umgehen kann. Jeder, der also in der höchsten Liga ankommt, hat es doch über Leistungen auch verdient. Ein jeder kann Fußball spielen. Freistöße und Ecken, Elfmeter und Einwürfe, alles ist für solche Jungs Tagesgeschäft. Im Training setzen selbst die Ersatzspieler 30 Meter Freistöße ins Tor und Abwehrspieler gewinnen Zweikämpfe mit Leichtigkeit.

Gerade Mönchengladbach zeigt jedoch, was neben Technik, Schnelligkeit und anderen Tugenden für Profimannschaften von Bedeutung ist: Selbstvertrauen, Mannschaftsgeist, Motivation, Identifikation und vor allem Automatismen. Automatismen im Spiel, Automatismen vor der Presse (“Wir denken nur von Spiel zu Spiel”) und Automatismen des Trainers (auf die Stammkräfte vertrauen, nicht andauern neue Spieler kaufen). Favres Credo, intelligent spielen aber nicht zu viel nachdenken.