Fragwürdige Abmahnungspraxis von Borussia Dortmund

Sie sind den Vereinen ein Dorn im Auge: Weiterverkäufe von Fußball Tickets über eBay oder direkt vor dem Stadion. Insbesondere bei begehrten Partien steigen die Preise hier oft in schwindelerregende Höhen. Hinzu kommen Fälschungen von Fußball Tickets, welche ihrerseits zu weiterem Verdruss auch und gerade auf Fanseite führen.

Der richtige Weg wird falsch beschritten

Eine Eindämmung solcher Vorkommnisse liegt eigentlich im Interesse aller. Laut anwalt.de hat Borussia Dortmund im Zusammenhang mit dem Verkauf von Fußball Tickets jedoch Wege beschritten, die bei näherer Betrachtung rechtlich fragwürdig erscheinen. Mit der Wahrnehmung seiner Rechte hat der Deutsche Meister die Rechtsanwaltskanzlei Becker und Baumann, welche ihren Sitz in Dortmund hat. Diese hat in jüngster Vergangenheit mit dem Versenden von Abmahnungen begonnen, welche sich gegen Verkäufe von Fußball Tickets der Borussia Dortmund GmbH & Co KG AA richten. Berufen wird sich dabei auf die Allgemeinen Ticket- und Geschäftsbedingungen (ATGB), welche jede Form von Weiterverkauf explizit ausschließen würden.

Zu wenig konkrete Angaben

Allerdings vermitteln die Abmahnungsschreiben der Rechtsanwälte Becker und Baumann den Eindruck, als sei vor dem Absenden jeweils nur der Name des konkret Betroffenen im Adressfeld und der Anrede geändert worden. Denn der Text an sich liest sich regelmäßig wie ein Musterbrief. So lautet etwa ein Vorwurf gegen die Abgemahnten, sie hätten “und / oder” sowohl gegen markenrechtliche als auch “und / oder” – also eventuell – gegen urheberrechtliche Regelungen verstoßen. Eine Abmahnung hat allerdings rechtlich den Zweck, dem oder der Abgemahnten genau vor Augen zu führen, worin sein oder ihr Fehlverhalten liegt. Aus der wahllosen Ansammlung von Vorwürfen den Richtigen herauszusuchen ist sicher nicht Aufgabe der abgemahnten Person. Hier werde juristisch aus allen Rohren gefeuert in der Hoffnung, dass eine Kugel schon treffen wird.

Fußball Tickets von vor anderthalb Jahren

Hinzu kommt, dass teilweise auf Vorkommnisse Bezug genommen wird, welche anderthalb Jahre zurückliegen. Es drängt sich der Eindruck auf, als ob die Kanzlei Becker und Baumann es darauf abgesehen hätte, zunächst eine Vielzahl von Fällen zu “sammeln”, um diese dann im Massenverteiler kollektiv mit Musterschreiben abzumahnen. Das Rechtsmittel der Abmahnung ist allerdings dazu gedacht, rechtlichen Problemen möglichst schnell und effektiv Einhalt zu gebieten. Wer anderthalb Jahre einen illegalen Zustand auf sich beruhen lässt, scheint kein dringendes Interesse an einer Klärung zu haben. Da zu fürchten steht, dass andere Vereine dem Beispiel des Deutschen Meisters folgen werden, ist bei Erhalt eines solchen Abmahnungsschreibens dringend anzuraten. Denn häufig genug kommen zu den Kosten der Abmahnung noch horrende Anwaltshonorare, welche häufig genug ebenfalls, mindestens der Höhe nach, einer eigenen rechtlichen Überprüfung bedürfen.